Ein „Pflichttermin“ für alle Akteure im Kooperationsfeld Schule und Sportverein

Ein Bericht von Heike Krüger

Der mittlerweile 8. Aktionstag „Sport im Ganztag“ fand wieder an einem Sonntag, dem 22. November 2015, in der Sportschule des Landessportbunds Hessen in Frankfurt statt. Hier trafen sich rund 90 Vertreterinnen und Vertreter des organisierten Sports, der Schulen sowie unterschiedlicher Institutionen, um sich fortzubilden und mit anderen Akteuren des Kooperationsfeldes „Schule und Sportverein“ auszutauschen.

Stephan Schulz-Algie, Referatsleiter „Schule und Sport“ der Sportjugend Hessen, begrüßte alle Teilnehmenden und gab einen kurzen Einstieg zum Thema „Schule und Sportverein“ sowie zum aktuellen Stand des Ganztagsschulprogramms und des „Pakts für den Nachmittag“ in Hessen.

Danach übergab er das Wort an Prof. Dr. Nils Neuber, Professor für Bildung und Unterricht im Sport an der Universität Münster. Als einer der bundesdeutschen Kenner des Spannungsfeldes „Ganztagsentwicklung und organisierter Sport“ nahm er eine fundierte und aktuelle Bestandsaufnahme dieses Bereichs vor. Seinen Fokus legte er auf die individuelle Förderung und die Partizipation von Schülerinnen und Schülern, beides Zielsetzungen und Qualitätskriterien von Ganztagsschulen. Inzwischen ist allgemein bekannt, dass der Kinder- und Jugendsport der häufigste Kooperationspartner von Schulen ist, dass es Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote an nahezu jeder Ganztagsschule gibt und dass diese Angebote am meisten angewählt werden. Er ermutigte und plädierte deshalb für mehr Selbstbewusstsein: „Wenn ihr etwas in Schule verändern wollt und den Sport voranbringen wollt, dann geht in den Ganztag.“

„Die Frage ist nicht mehr, ob der Sport im Ganztag stattfindet, sondern wie er stattfinden soll“ betonte Prof. Neuber. Noch sei die individuelle Förderung kein durchgängiges Ziel in der Kooperation von Schule und Sportverein. Es ist noch Luft nach oben, auch bei der systematischen Erfassung des Bereichs Sport im Ganztag. Der Referent zeigte sechs wesentliche Herausforderungen für den Sport im Ganztag auf und skizzierte Ansatzpunkte und Entwicklungspotenziale, die er durch konkrete Beispiele untermalte. Nach einer sehr lebendigen Murmel-/Diskussions-Runde mit der Sitznachbarin bzw. dem Sitznachbarn gab es die Möglichkeit, Fragen an Prof. Dr. Nils Neuber zu stellen, was auch rege genutzt wurde.

Nach einer kurzen Pause stellte Stephan Schulz-Algie die zentralen Ergebnisse des Programms „Sportarten im Ganztag“ sowie erste Erkenntnisse einer hessenweiten Befragung von knapp 500 Schule-Vereins-Kooperationen vor. In der anschließenden Talkrunde mit Vertretern des Hessischen Kultusministeriums, des Landessportbunds Hessen, der Sportverbände sowie mit Prof. Dr. Nils Neuber wurden verschiedene Fragen sowie die Perspektiven des Kooperationsfelds „Schule und Sportverein“ diskutiert.

Prof. Dr. Heinz Zielinski, Vizepräsident Schule, Bildung und Personalentwicklung des Landessportbunds Hessen, stellte fest, dass man noch am Anfang eines längeren Prozesses stünde. Dominic Ullrich vom Hessischen Leichtathletik-Verband merkte an: „Es ist wichtig, das die Sportverbände im Sinne von Bildungsbeteiligung wahrgenommen werden, z.B. auch in der Hochschulausbildung von Sportlehrkräften." Für den organisierten Sport ginge auch darum, sich nicht mehr nur leistungssportlich sondern auch breitensportlich auszurichten. Wilfried Rokoss vom Hessischen Turnverband plädierte für eine Professionalisierung der Kooperation und eine Qualifizierung der Fachkräfte. Prof. Dr. Nils Neuber wies nochmal darauf hin, dass es unterschiedliche Angebote und Programme für Kinder und für Jugendliche geben müsse: Kinder bräuchten eher breitensportliche und sportartübergreifende Angebote, Jugendliche hingegen eher sportartspezifische Angebote. Dabei sei zu klären: „Was wollen Kinder und Jugendliche?“ Wir müssen sie fragen und dann dabei unterstützen, ihre Ideen umzusetzen.

In der Mittagspause nutzen die Anwesenden rege die Informationsstände der Sportverbände sowie der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Hessen, sowohl um Informationsmaterial mitzunehmen als auch um sich auszutauschen oder beraten zu lassen.

Der Nachmittag bot die Möglichkeit, an zwei Gesprächsforen zum Erfahrungsaustausch „Schule und Verein“ sowie an acht Praxisworkshops wie Hockey, Ringen und Kämpfen, Tanzen oder Entspannung teilzunehmen, die großen Anklang fanden. Abschließend konnten alle Teilnehmenden ab 18:00 Uhr den Aktionstag im Schwimmbad und in der Sauna entspannt ausklingen lassen.

Stephan Schulz-Algie und das Organisationsteam waren wieder sehr zufrieden mit dem Aktionstag. Denn auch das informelle Zusammentreffen der Vertreterinnen und Vertreter des organisierten Sports, der Schule, der Schulsozialarbeit und vieler anderer Professionen bereichere den Tag und runde ihn ab. Ein „Pflichttermin“ für alle Akteure im Kooperationsfeld Schule und Verein.

Weitere Informationen:

Schule und Sport - Aktuelles aus Hessen (Herbst 2015), Stephan Schulz-Algie, Sportjugend Hessen
Sport im Ganztag – Bestandsaufnahme und Herausforderungen, Prof. Dr. Nils Neuber, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Programm „Sportarten im Ganztag“ - Eine erste Bilanz, Stephan Schulz-Algie, Sportjugend Hessen
Ankündigung

Autorin: Heike Krüger, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Hessen
Datum: 09.12.2015
© www.hessen.ganztaegig-lernen.de